Es ist der Kampf der Titanen: Neben der Unreal-Engine gibt es natürlich auch weitere Firmen, die Werkzeuge für interaktive Echtzeit-Anwendungen am Markt anbieten. Grundsätzlich ist das sehr zu begrüßen, da die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Playern die Innovation vorantreibt und den Markt belebt. Einer dieser Anbieter ist die Firma Unity. Ganz traditionell ist Unity besser für mobile Anwendungen geeignet – und Unreal für visuell stark anspruchsvolle Anwendungen, die einfach nur richtig klasse aussehen sollen. Beide Toolkits haben eine Daseinsberechtigung, aber ein naturgegebener Prozess ist, dass Unity versucht hübscher zu werden – und Unreal alternative Wege findet, wie hochqualitative Anwendungen auf allen Geräten lauffähig werden (siehe unser Blogpost zum Pixelstreaming in Unreal). Durch den Zukauf von externen Firmen und Technologien (und einer sehr aktiven internen Entwicklungsabteilung) leisten sich die beiden Firmen ein Kopf-an-Kopfrennen zu immer besseren Werkzeugen und Innovationen. Für die Entwickler-Communities ist das vorerst sehr positiv, da so großartige Grundlagen für innovative Projekte entstehen. Aber: Hat man sich zu früh in einem Projekt für die falsche Technologie entschieden, kann es passieren, dass diese einem am Schuh kleben bleibt. Der Aufwand eine Anwendung von Grund auf neu zu entwickeln nur um die Technologie zu wechseln ist meist aus Zeit- oder Budgetgründen nicht möglich.

Unity vs. Unreal

Man glaubt es kaum: Auch das Team von Unreal Stuttgart hat bis vor wenigen Jahren parallel Anwendungen in Unity entwickelt, bis der Fokus auf Unreal beschlossen wurde. Die Vorteile der Unreal Engine lagen dabei so stark für uns auf der Hand, dass es für Unity in unseren Projekten irgendwann keinen Platz mehr gab. Da eine Pro-Kontra Liste, die von einem Blog mit dem Namen „Unreal-Stuttgart“ geschrieben wurde, vermutlich eine leichte Voreingenommenheit mit sich bringen würde, wollen wir im Folgenden eher auf die Philosophie der zwei Giganten am Markt eingehen:

Die Philosophie von Unity

  • Die Entwicklung erfolgt in der Programmiersprache C# (gesprochen „cee sharp“), eher klassisch – zum Beispiel in Microsoft Visual Studio. Programmierer fühlen sich somit schnell in Unity zu Hause. Auch das ist einer der Gründe dafür, dass Unity immer noch weiter in der Branche verbreitet ist als Unreal.
  • Im Kern geht es Unity darum, auf wirklich allen Plattformen lauffähig zu sein. Egal ob auf AR-Brillen wie der Microsoft Hololens oder älteren Smartphones: Unity läuft quasi immer. Deshalb ist die visuelle Qualität im Vergleich zu Unreal meist schlechter.
  • Unity greift wirtschaftlich schneller in die Tasche der Entwickler als Unreal: Bereits ab einem Umsatz von 100.000$ müssen Firmen, die Unity einsetzen, Arbeitsplatzlizenzen für jeden Mitarbeiter kaufen. Diese schlägt dabei schnell mit ungefähr 1.800$ pro Entwickler zu Buche: Dafür beteiligt sich Unity jedoch nicht am Erfolg eines Projekts, egal wie viel Geld es einspielt.

Die Philosophie von Unreal

  • „Die größte Verbesserung der Unreal Engine 4 ist philosophischer Natur“, sagte Epic-Mitbegründer Tim Sweeney. „Wir wollen, dass Designer und Kreative so viel wie möglich des (Spiel)-produktionsprozesses selbst in die Hand nehmen können.“
  • Die Programmierung in Unreal kann entweder klassisch in C++ erfolgen, oder über so genannte Blueprints: Netzwerke aus Knotenpunkten die man miteinander vernetzt um Logik abzubilden. Der Clou ist, dass sich beide Systeme auch kombinieren lassen.
  • Insbesondere durch die Anwendung von Blueprints können auch die Kreativen im Team einfachere Logikzusammenhänge entwickeln und müssen so nicht tagelang auf die Programmierung warten.
  • Der Gründer von Epic Games, Tim Sweeney, ist der Meinung, dass die Zukunft des Internets das „Metaversum“ ist, ein Ort, an dem man sich virtuell trifft, interagiert, arbeitet und spielt. „Fortnite“ geht als Eigenprodukt von Epic Games schon in diese Richtung.
  • Bei Epic Games wird die enge Partnerschaft zur Community als zentraler Firmenwert gesehen. So fördert Epic Games sogar besonders interessante Projekte mit finanzieller Unterstützung – dem „Unreal Mega Grant“.
  • Unreal Engine kann kostenlos für die Erstellung linearer Inhalte (z.B. Animationen, Virtual Production) sowie kleinerer Projekte verwendet werden. Auch der Einstieg in die Spieleentwicklung ist kostenlos – eine Lizenzgebühr von 5 % wird erst fällig, wenn ein mit Unreal erzeugtes Produkt mehr als 1 Million US-Dollar einspielt.

Bilderquellen: Epic Games und Unity Technologies

Fazit

In jedem Fall bietet es sich an, dass alle Projekte innerhalb einer Firma mit einem einheitlichen Tech-Stack umgesetzt werden. Das bedeutet: Entweder nur Unity, oder nur Unreal. Es entstehen gigantische Mehrwerte dadurch, dass man die gleichen Inhalte (Assets wie 3D-Modelle, Code-Bestandteile, etc.) übergreifend für alle Projekte einsetzen kann. Für uns ist der Favorit mit Unreal klar – insbesondere die vielfältige Unterstützung der Entwicklercommunity durch Epic Games ist absolut einzigartig.